Hallo, liebe Seniorin, lieber Senior,
bevor Sie unten stehend das zweite Gedächtnistraining angehen können, möchte ich kurz auf die Übung der letzten Woche eingehen:
Haben Sie die ungewohnte Übung ausprobiert? Wie ist es Ihnen ergangen? Wahrscheinlich haben Sie stocken müssen, es ging nicht so flott wie Sie dachten, oder?
Stellen Sie die Aufgabe mal einem fünfjährigen Kind – kein Problem! Wie kommt das, was geschieht in unserem Kopf?
In den Kopf geschaut
Sie wissen sicher, dass wir zwei Hirnhälften im Kopf haben. Man nennt sie auch Hemisphären. Sie sind durch ein dickes Nervenkabel voneinander getrennt, den Balken.Die linke Hälfte steuert die rechte Körperseite und umgekehrt. Wenn Sie also den linken Arm heben, kommt der entscheidende Befehl aus der rechten Hemisphäre. Soweit, so bekannt.
Die Neurowissenschaftler wollen schon lange unbedingt wissen, was im Gehirn wo abläuft. Soll heißen: Wo funken die Nervenzellen, wenn wir singen? Wo ist Action, wenn wir einen Witz erzählen? Wo ist Tanzen, Töpfern, Trauern?
Bis vor kurzem galt es als sicher, dass beide Hirnhälften bestimmte Aufgaben an festgelegten Stellen im Kopf erledigen. Links schien die rationale Seite zu sein, die sich mit Systemen und Kategorien auskennt – wie etwa Schrift, Sprache, Grammatik, Mathematik.
Die rechte Hälfte, hieß es, sei für das Kreative zuständig: Bilder, Zusammenhänge, Musik, Mimik und anderes mehr.
Neue Erkenntnisse
Das „Festgelegt“ gilt im Moment als überholt, denn man hat erkannt, dass viel zu häufig mehrere Gebiete im Kopf zur selben Zeit auf-glühen, wenn jemand eine Aufgabe löst. In der „Röhre“ (Computertomographie) liegende Probanden sprühten gleichzeitig an mehreren Stellen im Gehirn Funken.
Außerdem sah man, dass die Bearbeitung derselben Aufgabe bei unterschiedlichen Probanden auch ganz unterschiedlich ablaufen kann.
Dennoch gibt es Stellen im Gehirn, die ganz bestimmten Funktionen zugeordnet werden können: Das Sehen z.B. spielt sich immer in der Sehrinde im Hinterhauptslappen ab. Was stimmt nun? Die Forscher sind eifrig dabei, das zu klären.
Wie sah Einsteins Hirn aus?
Einsteins Gehirn war vergleichsweise klein. Das hätten Sie nicht gedacht, oder? Dafür war der Balken zwischen den Hirnhälften besonders kräftig ausgebildet – da liegt also das Geheimnis! Es kommt also ganz viel auf die Verbindung zwischen den beiden Hemisphären an. Der Balken muss trainiert werden, und das geht nur durch Benutzen, Benutzen, benutzen – von beiden Seiten.
Wie im Büro!
Etwa so: Wir haben im Kopf zwei Großraumbüros, deren Mitarbeiter für den reibungslosen Ablauf des Betriebs zuständig sind. Beide Büros haben ganz eigene, festgelegte Aufgabenbereiche. Sie kümmern sich natürlich auch um das große Ganze, und je besser die Büros zusammenarbeiten, umso reibungsloser klappt der ganze Betrieb. Der große Flur zwischen den beiden Hauptabteilungen ist der entscheidende Platz für Gespräche, Meetings, Käffchen trinken und plaudern. Je mehr dort los ist, desto besser läuft der Laden!
Nun zu dem Farbentest
Zwei unterschiedliche Arbeitsplätze im Gehirn müssen sich bei der Aufgabe absprechen – die Stelle, die für Farberkennung und die, die für Lesefähigkeit zuständig ist. Uns ist es erstmal egal, wo genau die liegen. Durch jahrelanges Lese-Training ist die Worterkennung bei uns sehr flott, sie braucht wenig Energie für maximale Leistung. Datenautobahn. Das Gehirn arbeitet immer sehr ressourcenbewusst: Bloß nicht zu viel Energie verschwenden! Also möchte das Lesezentrum die Oberhand gewinnen und legt los. Das erklärt das Zögern. Ungewohnt halt. Und das Kind? Es hat noch nicht lesen gelernt – nichts kommt ihm in die Quere, wenn es die Farben nennen soll!
ABC mal anders
Sie möchten ja sicher noch mehr Ungewohntes ausprobieren. Versuchen Sie mal diese ABC-Übung:
Lesen Sie die Buchstaben laut vor.
Gleichzeitig heben Sie Ihren Arm/Ihre Arme, je nach den Aufforderungen – Links, Rechts, Beide, die in der unteren Spalte stehen.
Wenn Sie das mehrmals tun, werden Sie immer besser!
Wenn Sie sich daran gewöhnt haben, hören Sie auf – es bringt dann nichts mehr.
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Viel Spaß wünsche ich Ihnen
Corinna Reinke https://senioren-muenster.de/woher-kommt-die-frische-briese/
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