Hallo,
wir heißen Annalena (20) und Annika (21), absolvieren seit einem dreiviertel Jahr unseren Freiwilligendienst in der DKV-Residenz in Münster, eine hochwertige Seniorenwohnanlage, die „Wohnen mit Service“ mit integriertem Pflegewohnbereich bietet. Servicewohnen bedeutet, dass die Bewohner eigenständig in ihren Wohnungen leben und sich neben einer Grundversorgung je nach Bedarf und Wunsch weitere Leistungen dazu buchen können.
Unseren Freiwilligendienst in der DKV-Residenz haben wir in der Tagesbetreuung, auf dem Pflegewohnbereich und an der Rezeption geleistet. Neben diesen Bereichen gibt es noch die Bewohnerbetreuung, die (Bewohner-)Verwaltung, die Haustechnik, die kulturelle Abteilung, die Großküche, den Service im Restaurant / Café, den Mahlzeitenservice für die Appartements, einen Hauswirtschafts- und einen Reinigungsdienst sowie miCura, den örtlichen ambulanten Pflegedienst. Wie Ihr merkt, ist die DKV-Residenz mit knapp 300 Bewohnern und 150 Mitarbeitern ein sehr großes Haus mit vielfältigen Angeboten. Da fällt es am Anfang gar nicht leicht, den Überblick zu behalten und sich im Haus zu orientieren. Dies gelingt dann aber doch schneller als gedacht. Letztlich kann man seinen Freiwilligendienst also in unterschiedlichsten Bereichen absolvieren. In unserem Jahr stand vor allem der Kontakt mit den Bewohnern im Vordergrund. Die Abläufe und unsere Tätigkeiten möchten wir nachfolgend einmal vorstellen.
Rezeption
Die Rezeption ist für viele die erste Anlaufstelle des Hauses. Zu uns kommen Bewohner und deren Gäste, Mitarbeiter, Lieferdienste, Postzusteller, Ärzte, Handwerker sowie Fußpfleger, Masseure, Physio- und Ergotherapeuten, externe Cafébesucher, Arztpatienten, die sich in der Tür geirrt haben, Taxifahrer, Mitarbeiter der Apotheken, Betreuer, Bewerber für Vorstellungsgespräche im Haus u.a.
Als zentraler Ort der DKV-Residenz steht die Rezeption mit allen Abteilungen im Austausch, hier lernt man die Abläufe des Hauses und fast alle Bewohner und Mitarbeiter kennen. In dieser Vielfalt geht natürlich das Telefon in einer Tour und da ist dann auch schon mal Geduld gefordert. Ein wichtiger Teil der Rezeptionsarbeit besteht also darin, zu vermitteln. Die Leute müssen an die richtigen Stellen verwiesen werden, die sich dann um ihr Anliegen kümmern können. Oft reicht es da schon, jemanden am Telefon weiterzuverbinden. Manche Angelegenheiten sind allerdings nicht so schnell bearbeitet und komplexer. Während der Stoßzeiten ist vor allem die Herausforderung, immer alles möglichst direkt zu erledigen, damit sich nichts anstaut. Man wird aber natürlich oft abgelenkt, wenn jemand ungeduldig ist und „jetzt sofort“ etwas braucht. Da ist stets die Abwägung zu treffen, was wirklich dringende Anliegen sind und wer mal einen Moment Geduld haben muss. Wenn beispielsweise ein Krankenwagen mit Blaulicht kommt, muss man alles stehen und liegen lassen und schnell den Aufzug aufhalten, um den Sanitätern direkten Zugang zum Bewohner zu ermöglichen.
Zu den Aufgaben eines Freiwilligen an der Rezeption gehören neben diesen Anliegen die Schlüsselausgabe an Mitarbeiter und Dienstleister, das Frankieren von Briefen und Sortieren der Eingangspost, Bewohnern ein Taxi bestellen oder sie vom Essen abmelden, für sie Dokumente kopieren und faxen.
Pakete und Medikamente werden an der Rezeption abgegeben. Die Bewohner werden dann telefonisch benachrichtigt, dass sie diese bei uns abholen können. Einige sind dazu allerdings nicht in der Lage, sodass ihnen die Lieferungen auf das Appartement gebracht werden.
Des Weiteren ist die Rezeption für Blumen und Dekoration der Eingangshalle zuständig. So kann es auch mal vorkommen, dass man in der Weihnachtszeit sein kreatives Geschick beim Engelgipsen unter Beweis stellen muss.
Das ganze Jahr von Bedeutung ist allerdings die Wertschätzung, sowohl für Bewohner als auch Mitarbeiter. Mit einem einfachen „Guten Morgen“ lässt sich schnell ein Lächeln ins Gesicht des Gegenübers zaubern.
Tagesbetreuung
Die Tagesbetreuung bietet den Bewohnern des Servicewohnens einen strukturierten Tagesablauf, gemeinsame Mahlzeiten und Begleitdienste, vor allem aber ist sie ein Ort des Austausches und des gemeinsamen Miteinanders. Die Mitarbeiter können hier gezielt auf die Sorgen und Wünsche der Bewohner eingehen und bieten den Bewohnern als direkte Ansprechpartner Halt. Vor- und Nachmittags finden Gruppenangebote statt, wo zusammen gesungen, gebacken, gerätselt und gebastelt wird. Hier werden tagesaktuelle Themen besprochen oder gemeinsam in Erinnerungen an früher geschwelgt. Manchmal kann es dann aber auch vorkommen, dass Konflikte entstehen oder sich einzelne Bewohner nicht für das aktuelle Thema interessieren. Dann fällt es gar nicht so leicht, professionell zu bleiben. Doch wenn man daran denkt, die Bewohner von da abzuholen, wo sie gerade stehen und ihre Gedanken ernst zu nehmen, ist der Konflikt meist schnell gelöst.
Bei der Arbeit in der Tagesbetreuung erfährt man von Bewohnern meist viel Dankbarkeit. Vor allem wenn man ihnen einen lang ersehnten Wunsch wie beispielsweise eine Shoppingtour durch die Stadt erfüllt. In solchen Momenten macht die Arbeit dann doppelt so viel Spaß, da man sich gebraucht und durch seinen Einsatz wertgeschätzt fühlt. Allerdings darf man sich die seltenen Fälle, in denen es nicht so ist, nicht so zu Herzen nehmen. Schließlich muss man einen professionellen Umgang erlernen, in dem man die Balance zwischen Einfühlsamkeit und der nötigen Distanz findet. Von daher kann es dann manchmal sehr wichtig sein, sich nach Dienstschluss von den Sorgen mancher Bewohner abgrenzen zu können.
Als Freiwilliger in der Tagesbetreuung ist man vor allem für die „Transfers“ zuständig. Das heißt, man begleitet die Bewohner von ihren Appartements aus in die Tagesbetreuung oder zu Terminen. Des Weiteren hilft man beim Anrichten von Frühstück, Mittagessen und der Kaffeerunde. Auch bei den Gruppenangeboten darf man sich immer gerne mit einbringen oder nach Wunsch ganze Gruppenangebote organisieren und durchführen. Dabei ist man natürlich nie alleine und bekommt immer hilfreiche Tipps von den anderen Mitarbeitern. So kann es auch mal vorkommen, dass man zum Beispiel das laute und lebendige Vorlesen einer Geschichte erstmal üben muss.
Neben den Gruppenangeboten gibt es manchmal auch Einzelbetreuungen. Hier hilft man mal einem Bewohner beim Ausrangieren der Kleidung, beim Bearbeiten von Papierkram oder leiht ihm bei einer Tasse Kaffee einfach nur ein offenes Ohr. Insgesamt hat man als Freiwilliger der Tagesbetreuung einen sehr vielfältigen Aufgabenbereich, in dem man zwar nicht „geschont“, aber dennoch auch nicht überfordert wird und immer einen netten Kollegen als Ansprechpartner hat.
Pflegewohnbereich
Zwischen dem Pflegewohnen und der Tagesbetreuung gibt es viele Überschneidungen; der grundsätzliche Unterschied liegt darin, dass die Bewohner im PWB (Pflegewohnbereich) im Gegensatz zum Servicewohnen nicht mehr ohne Unterstützung in ihren Wohnungen leben können. Wie in der Tagesbetreuung konzentriert sich hier die Freiwilligenarbeit vor allem auf den Bereich der Betreuung. Zweimal am Tag findet die sogenannte Sternstunde statt. Dazu versammeln sich die Bewohner im Wohnzimmer in einem Sitzkreis und bekommen aus der Zeitung vorgelesen. Wichtiger Bestandteil ist die Förderung der Bewohner anhand des Gedächtnistrainings und der Sitzgymnastik. Dabei nimmt jeder Bewohner so aktiv teil, wie er möchte und kann. Es werden aber auch Spiele gespielt oder auch gemeinsam gesungen, schließlich steht im Wohnzimmer sogar ein Klavier und die Bewohner freuen sich immer sehr, wenn jemand Klavier spielt.
Neben der Betreuung hilft man auch beim Verteilen und Anreichen der Mahlzeiten, welche die Bewohner im Speisesaal oder auf ihrem Zimmer einnehmen. Außerdem werden mit den Bewohnern gemeinsam die Menüpläne durchgegangen und im Anschluss wird das Essen bestellt. Meist gilt es jedoch einfach ein offenes Ohr für die Bewohner zu haben, beim Spazierengehen an der Promenade, beim gemeinsamen Spielen oder auch bei der Arztbegleitung.
Realitätscheck Freiwilligendienst
Was man vor Beginn jedes Freiwilligendiensts wissen sollte, ist vor allem die Tatsache, dass Freiwillige einen Vollzeitjob für wenig Geld ausüben. Es ist wichtig, dass man sich darüber bewusst ist, dass man 40 Stunden die Woche, das heißt 8 Stunden am Tag mit einer halben Stunde Pause für ein Minijobgehalt arbeitet. Wenn also Miete, Energie- und Essenskosten selbst bezahlt werden müssen, kann es finanziell eng werden. In der Residenz ist zum Glück das Mittagessen für Freiwillige kostenlos. Ebenfalls übernimmt die Residenz unser Busticket. Dass das nicht selbstverständlich ist, wurde uns vor allem in den Seminaren mit anderen Freiwilligen deutlich, die entsprechende Kosten selbst tragen müssen.
Grundsätzlich wird man im Freiwilligendienst mit sensiblen zwischenmenschlichen Situationen konfrontiert. In der Arbeit mit Menschen lernt man daher zwangsläufig geduldig und einfühlsam zu sein. So gilt es häufig, sich auf den Anderen einzulassen und ihn zu verstehen, aber auch in unvermeidbaren Konflikten die Ruhe zu bewahren und für sich selbst eine Art des Umgangs zu finden.
Etwas, womit man sich speziell in Einrichtungen für Senioren auseinandersetzen muss, ist Einsamkeit: Einige Bewohner sind schon über 100 Jahre alt und haben außerhalb der Residenz keine Kontakte mehr. Nicht selten wohnen ihre Kinder in anderen Städten und können sie nicht häufig besuchen. Als Gegengewicht zu dieser Belastung kommt dann die eigene Tätigkeit zum Tragen, wenn man mit gemeinsamer Zeit Freude in das Leben der Bewohner bringt. Hier merkt man, wie sehr die eigene Arbeit von den Bewohnern geschätzt wird und welche Wichtigkeit dem Freiwilligendienst zukommt.
Eine weitere Herausforderung ist die Auseinandersetzung mit dem Tod. In einer Einrichtung, in der ältere Menschen wohnen, kommt es regelmäßig vor, dass jemand verstirbt. Man sieht manchmal schon, wie die Bewohner mit der Zeit abbauen und in anderen Fällen kommt es ganz plötzlich. So hart es klingt: Man muss als Freiwilliger damit klarkommen und lernen, dass der Tod zum Leben dazu gehört. Somit sammelt man nicht nur Erfahrungen in der Arbeitswelt, sondern nimmt auch einige Lektionen fürs Leben mit.
Trotz einiger Herausforderungen ist es letztlich einfach schön, wenn man Bewohnern helfen oder ihnen eine Freude machen kann. Man kann viel von ihnen lernen und bekommt durch den Generationsunterschied einen neuen Blickwinkel auf manche Dinge.
Autorinnen: Annika Manthey, Annalena Hinkers
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