Eine Hommage an die unvergessene Diva mit Gabi Sutter & Markus von Hagen
„Von nun an ging´s bergab“…
Mit diesem Lied eröffnete Gabi Sutter den Abend. Und Rezitator Markus von Hagen erklärte: „Das hätte auch der Titel ihrer Biografie sein können; dieses Lied so voller Selbstironie, so gepaart mit feinem Sprachverständnis. Genau das zeichnete „Die Knef“ aus.“
Hildegard Knef, genannt Hildchen, ist 1925 in Ulm in sehr einfachen Verhältnissen geboren. Leider war Hildchen in den Augen des Vaters „nur“ ein Mädchen. Dieser starb früh und Hilde zog mit ihrer Mutter nach Berlin. Ihre Kindheit war nicht einfach. Die Mutter prügelte sie, brach ihr dabei auch schon mal das Nasenbein oder den Kiefer. Vor ihrem Stiefvater hatte sie Angst. Nur ihrem Großvater hatte sie zu verdanken, dass sie ihre Kindheit trotz allem einigermaßen unbeschadet überstand. Sie besuchte ihn, so oft es ging, in seiner Laube. Bei ihm konnte sie sein, wie sie war und wie sie sein wollte.
Für Hilde war Berlin ihre Heimatstadt
Berlin verdankte sie einen Teil ihres Wesens. So machte sie dieser Stadt immer wieder Liebeserklärungen; nannte sie liebevoll eine „gute Freundin“, nannte sie „ihren Sehnsuchtsort“. Mit Berlin verband Hilde extremste Gegensätze. Genauso, wie sie das mit ihrem Leben tat. Sie sah ihr Leben trotz aller Widrigkeiten als Geschenk und behielt deshalb auch zeitlebens so eine gewisse Unbeschwertheit. So wie Berlin.
Da Hilde gut malen konnte, machte sie bei den UFA-Filmstudios zunächst eine Ausbildung als Zeichnerin. Hier wurde sie später für den Film entdeckt. Unvergessen ist ihr Auftritt in „Die Sünderin“. Hier gab es eine Nacktszene mit ihr. Diese dauerte ganze drei Sekunden. Drei Sekunden, die reichten, um ihren Ruf zu prägen. Das sah Hildegard Knef aber relativ gelassen. Sie lebte nach der Devise: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.“ Der Film „Die Mörder sind unterwegs“ machte sie später in den USA bekannt und sie bekam dort mehrere Filmangebote. In Deutschland gönnte man ihr diesen Erfolg nicht wirklich.
Ihre Lieder aber, die waren bei den Deutschen beliebt
Zu vielen ihrer Lieder schrieb Hildegard Knef die Texte selbst. Man lernt sie wirklich gut kennen, wenn man ihre Lieder hört. Hilde suchte stets das Bleibende. Liebte das Gewohnte, die Freiheit und das Abendteuer. Brauchte immer wieder auch „Tapetenwechsel.“ Glaubte nicht an Ideale. Bereute nichts; so wie in dem Lied „Aber schön war es doch“ zum Ausdruck gebracht. Hildegard Knef wollte nicht auf ihre Fehler verzichten. Denn „so oder so ist das Leben.“ Was ihr wichtig war, sang sie in „Du bist das Salz in der Suppe“. Auch das Mondäne lag ihr nicht. Das zeigt das Lied: „Ich glaub ne Dame werd ich nie“. Hildegard Knef sagte über ihr Leben: „Ich habe mehr überlebt als gelebt. Ich hatte keine Chancen. Aber ich habe sie genutzt. Am Ende eines Lebens kommt es schließlich nur auf eines an: Wie viele Menschen waren glücklich, dass du gelebt hast?“ DAS sind Worte einer beeindruckenden Frau. Dafür sollte es „rote Rosen regnen“ …
Gabi Sutter hat „der Knef“ an diesem Abend in der Tibus Residenz ihre Stimme geliehen
Das Publikum fühlte sich in die damalige Zeit zurückversetzt. Das lag zum einen an den vielseitig vorgetragenen Liedern sowie an deren sensibler Auswahl. Zum anderen lag es auch an den biografischen Erläuterungen, die Markus von Hagen immer wieder eindrucksvoll einstreuen ließ. Dadurch entstand ein vielseitiges Bild, das eine Besucherin treffend so beschrieb: „Ich habe gar nicht gewusst, dass Hildegard Knef so eine interessante Person war. Wie schön, dass ich heute mehr von ihrem Leben und ihrer Art zu leben erfahren durfte“.
In der Pause gab es frisch zubereitetes Popcorn
Ich sprach mit einigen Damen, die heute das erste Mal in ihrem (langen) Leben Popcorn gegessen haben. Und es wirklich lecker fanden. Wie sang die große Künstlerin Hildegard Knef damals schon? „Ich brauch Tapetenwechsel…“.
Ulrike Wünnemann
Möchten Sie mehr über das Leben von Hildegard Knef erfahren? Dann lohnt sich ihr wunderbar zu lesendes Buch „Der geschenkte Gaul“. Allein der Titel ist schon genial.
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